Jeder Golfer, der in nördlichen Gefilden lebt, kennt das Phänomen, das im Hochsommer der Ball plötzlich bis zu 30 Meter weiter fliegt. Aber tut er das wirklich oder rollt der Ball einfach nur weiter, weil die Fairways trocken sind? Oder schlagen wir im Sommer schneller, weil wir weniger Klamotten anhaben? Oder ist es vielleicht die Luftveränderung, die bei warmen Wetter den Ball besser trägt?
Der Fabelweltrekord im Weitsprung von Bob Beamen gelang 1968 ja angeblich nur, weil er in der Höhe von Mexiko City stattfand. Dann müssten im Hochland ja eigentlich auch die Bälle weiter fliegen, oder?
Also in Süddeutschland wäre unser HCP viel besser, weil da fliegen die Bälle ja weiter.
Unbekannter Golfer
Wer schon immer mal wissen wollte, ob das tatsächlich stimmt, dem kann ich ein wunderbares Video der Trackman University empfehlen.
Was ist die Trackman University?
Die Trackman University ist das geballte Wissen aus über 20 Jahren Trackman-Technik. Der dänische Konzern hat eine tolle Webseite, in der man alles mögliche über die Physik beim Golf lernen kann.
Hier ist das Video zum Thema Ballflug und Wetter auf englisch. Darunter habe ich für Euch den Inhalt nochmal auf deutsch zusammengefasst.
Der Einfluss des Wetters auf den Ballflug eines Golfballs
Der Flug eines Golfballs wird von verschiedenen Wetterbedingungen beeinflusst. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da sie die Luftdichte verändern. Eine höhere Luftdichte führt zu mehr Widerstand für den Golfball, was bedeutet, dass der Ball höher fliegt, steiler landet und kürzere Distanzen zurücklegt. Obwohl Wind und Höhenlage einen wesentlich größeren Einfluss auf die Flugdistanz haben, können auch Wetterveränderungen spürbare Unterschiede hervorrufen.
Luftdruck und Höhenlage
Mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck ab. An einem bestimmten Ort sorgen jedoch Wetterlagen für kleine Veränderungen im Luftdruck. Hochdruckgebiete erhöhen die Luftdichte, während Tiefdruckgebiete die Dichte verringern. Solche Unterschiede sind jedoch meist so gering, dass sie den Ballflug kaum merklich beeinflussen. Normale Veränderungen des Luftdrucks bewirken weniger als einen Meter Unterschied in der Flugdistanz.
Luftfeuchtigkeit
Interessanterweise lässt eine höhere Luftfeuchtigkeit den Golfball weiter fliegen, obwohl feuchte Luft schwerer erscheinen mag. Dies liegt daran, dass das Molekulargewicht von Wasserdampf geringer ist als das von trockener Luft, die hauptsächlich aus Stickstoff und Sauerstoff besteht. Daher verringert höhere Luftfeuchtigkeit die Luftdichte. Dennoch hat selbst eine extreme Änderung der Luftfeuchtigkeit von 10% auf 90% nur einen minimalen Effekt auf die Flugdistanz – weniger als einen Meter bei einem mittelhohen Schlag mit einem Eisen 6 und knapp einen Meter bei einem optimalen Drive.
Temperatur
Temperaturveränderungen haben den größten Einfluss auf die Flugdistanz. Ein Anstieg der Temperatur von 4°C auf ca. 38°C kann die Flugdistanz eines mittelhohen Schlags mit einem Eisen 6 um mehr als 7 Meter und die eines Drivers um über 8 Meter erhöhen. Dies entspricht etwa 90 Zentimeter pro 6 Grad Celsius. Dieser Distanzgewinn ist allein auf die Veränderung der Luftdichte zurückzuführen. Weitere Faktoren wie die Anzahl der getragenen Kleidungsstücke, die erhöhte Muskelbeweglichkeit oder die Elastizität des Golfballs könnten diesen Distanzgewinn noch verstärken.
Kombination der Wetterbedingungen
Kombinationen von niedrigem Luftdruck, hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen führen zu Wetterbedingungen, die die Luftdichte verringern und den Ball tiefer und weiter fliegen lassen. Selbst unter extremen Bedingungen sollte jedoch nicht erwartet werden, dass dieser Distanzgewinn mehr als eine Schlägerlänge ausmacht.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Wetter den Ballflug eines Golfballs beeinflussen kann, die Auswirkungen jedoch meist geringer sind, als man denkt. Den deutlichsten Längenunterschied zum Winter und Herbst macht dann höchstwahrscheinlich der Roll aus. Wir sollten uns der verschiedenen Faktoren bewusst sein und unsere Schlägerwahl entsprechend anpassen. Aber dass heisst jetzt nicht, dass Wetteränderungen allein zu drastischen Unterschieden in der Flugdistanz führen.
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